LAbg. Helmut Tauber: Die Stimme des Tourismus im Landtag

Der Feldthurner Gastwirt und Obmann des HGV-Bezirkes Eisacktal vertrat das Gastgewerbe in den letzten fünf Jahren im Südtiroler Landtag. Im folgenden Interview verrät Tauber, welche Zukunftsthemen anstehen.

Herr Tauber, Sie waren in den letzten fünf Jahren Landtagsabgeordneter. Welche Bilanz ziehen Sie über Ihre Arbeit im Landtag?

Helmut Tauber: Generell kann ich sagen, dass ich und wir alle gesehen haben, wie wichtig die Stimme der Gastronomie, der Beherbergung, generell des Tourismus, im Landtag war. Als Gastwirt sah ich mich in der Rolle des Unternehmers, der zum einen für den Tourismus, zum anderen für den HGV und schließlich generell für die Unternehmerschaft das Wort ergriffen hat.  

 

Die letzten fünf Jahre waren recht turbulent. Wo konnten Sie sich im Besonderen einbringen.

Helmut Tauber: Während der Pandemie waren die Gastwirte, insbesondere die Gastronomie, die Hauptbetroffenen der coronabedingten Schließungen. Ich habe mich frühzeitig für landeseigene Förderhilfen für unsere Betriebe eingesetzt. Alle davon zu überzeugen, dass es diese braucht und dass diese auch konsistent sein müssen, war nicht leicht. In engem Zusammenspiel mit dem HGV ist es uns aber gelungen, eigene Landeshilfen zu erwirken. Der Großteil der Fördergelder floss in das Gastgewerbe. Weiters habe ich mich für die Förderungen für Skilehrer eingesetzt. Ebenso eingesetzt habe ich mich dafür, dass den Tourismusvereinen die ausgebliebenen Gelder aus der Ortstaxe ersetzt werden. Heute können wir gemeinsam froh sein, dass kaum ein Gastbetrieb auf Grund dieser Krise die Türen zugesperrt hat.

 

Ein kontrovers diskutiertes Thema war die zukünftige Entwicklung im Tourismus in Südtirol..

Helmut Tauber: Dies ist ein weiteres Beispiel, wo wir gesehen haben, wie wichtig die Stimme des Tourismus im Landtag war. Mein Credo dabei, wieder eng abgestimmt mit dem HGV: Ja dazu, dass Südtirols Tourismus etwas mehr gesteuert werden soll, dass Qualität vor Quantität steht und dass der Tourismus sich in Zukunft nachhaltiger entwickeln muss. Das alles darf aber nicht zu einem betrieblichen Stillstand führen. Und unsere gut ausgebildeten Junggastwirte müssen berufliche Perspektiven haben. Deshalb trat ich vehement dafür ein, dass rund 7.000 Vorschussbetten für Junggastwirtinnen und Junggastwirte und zur Entwicklung der kleineren und familiengeführten Betriebe zugelassen werden.

 

Ein weiteres heiß diskutiertes Thema war die Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel in der Gastronomie..

Helmut Tauber: Ein drittes Beispiel, wo es mir im Landtag gelang, von der anfänglich sehr restriktiven Regelung zu einem Kompromiss zu gelangen, mit dem die Gastwirte leben können. Obschon ich weiterhin der Auffassung bin, dass man für solche Vorschriften keine Gesetze erlassen müsste, sondern einfach auf die Entwicklung des Marktes setzen sollte. Diese und noch weitere Beispiele zeigen gut, wie wichtig es ist, dass es im Landtag Personen gibt, die von der Branche eine Ahnung haben. Am Ende des Tages geht es nämlich darum, mit guten Argumenten politische Mehrheiten in den diversen Gremien und im Landtag zu sichern, um Dinge zu erreichen, die für den Sektor wichtig sind, bzw. Dinge abzuschwächen oder zu verhindern. Diese Stimme braucht es deshalb auch im künftigen Landtag.

 

Sie kandidieren zum zweiten Mal für den Südtiroler Landtag. Was sind für Sie die Zukunftsthemen?

Helmut Tauber: Die Zukunft der Gastronomie und der Beherbergung hängt von unserer Jugend ab. Deshalb muss die bestehende Qualität unserer Lehrlings- und Berufsausbildung gesichert und gesteigert werden. Ein weiteres Thema ist der Mitarbeitermangel. Unser Sektor ist sehr personalintensiv. Deshalb müssen verstärkt qualifizierte Mitarbeitende aus dem Ausland gewonnen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss gesteigert werden. Das heimische Arbeitskräftepotential muss optimaler genutzt werden und schließlich müssen endlich die Voraussetzungen für die Errichtung von Mitarbeiterunterkünften geschaffen werden.

 

Die Mobilität ist ebenso ein umstrittenes Thema. Wie ist Ihre Position dazu?

Helmut Tauber: Zu gewissen Jahreszeiten haben wir in Südtirol ein hohes Verkehrsaufkommen. Dies ist nicht allein auf den touristischen Reiseverkehr zurückzuführen. Wir sind daher gefordert, die gesamte Mobilität effizient und nachhaltig zu gestalten. In Gebieten mit erhöhtem Tagestourismus brauchen wir eine gut funktionierende Besucherstromlenkung. Hier haben wir schon wertvolle Erfahrungen gesammelt. Diese gilt es konsequent weiterzuverfolgen.

 

Sie treten immer wieder für die Dorfbars und das Dorfgasthäuser ein. Befürchten Sie ein Sterben?

Helmut Tauber: Eine solche Entwicklung kommt schleichend. Erste Anzeichen gibt es auch bei uns. Wenn wir untätig bleiben, wird auch bei uns jene Entwicklung einsetzen, die anderswo schon im Gange ist. Deshalb habe ich mich im Landtag für die Förderung der gastgewerblichen Nahversorgung eingesetzt. Allerdings: Die aktuellen Kriterien sind derart eng angelegt, dass nur sehr wenige Antragsteller eine Förderung erhielten. Hier müssen wir unbedingt die Kriterien lockern, denn schließlich haben Bars und Wirtshäuser eine zentrale Funktion für die Gemeinschaft.

 

Sie sind Familienvater, Gastwirt aus Leidenschaft, Landtagsabgeordneter, Mitglied des HGV-Landesausschusses, Vize-Präsident des Südtiroler Wirtschaftsringes. Wie bringen Sie dies alles und noch mehr täglich auf die Reihe?

Helmut Tauber: Ich habe mit meiner Frau Annelies und den beiden Töchtern Lisa und Anna eine starke Familie im Hintergrund. Meine Eltern Franz und Agnes sowie meine Schwester Helene unterstützen mich sehr tatkräftig im Gastbetrieb. Das alles erlaubt mir, mich für unseren Sektor, den HGV und die Mitglieder so gut wie möglich einzusetzen. Ich habe erfahren, wie wichtig die Stimme des Tourismus in der Politik ist und ich habe gesehen, dass man mit guten Argumenten und Beharrlichkeit vieles erreichen kann. Diese möchte ich auch in den nächsten fünf Jahren im Südtiroler Landtag tun. Deshalb danke ich all jenen, die mir durch ihre Vorzugsstimme dabei helfen.

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