Interview mit Gastwirtin Lotte Wanker Zemmer vom Charmehotel Uhrerhof in Pufels
Die Rosenwirtin
Vor 17 Jahren hat Lotte Wanker Zemmer vom Charmehotel Uhrerhof in Pufels sich dazu entschieden, einen Rosengarten anzulegen. Heute zählt das Rosarium über 7.000 Rosenstöcke und ist gut besucht. Bei einem Besuch in Pufels erzählte die "Rosenwirtin" u. a. von der Geschichte des Rosengartens, wie viel Zeit die Pflege einnimmt und was es mit der Rosentaufe auf sich hat.
Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage.
Wie entstand die Idee, auf 1.500 m Seehöhe „Europas höchstgelegenen Rosengarten“ anzulegen?
Lotte Zemmer: Als ich den Hof von meinem Vater geerbt habe, war es noch ein kleiner Bauernhof. Mein Mann und ich hatten immer schon die Idee ihn in ein kleines Hotel umzubauen, was uns gut gelungen ist. Einer unserer Gäste hat mir nach einem Aufenthalt im Uhrerhof zehn Rosenstöcke geschenkt. Im Nachhinein erfuhren wir, dass es sich bei dem Gast um den damaligen Generalvertreter für Italien der Firma Kordes, einer der weltweit bedeutendsten Rosenzuchtunternehmen, handelte. Jahre später, als mein Mann 2008 an Parkinson erkrankte, setzten wir die Idee in die Tat um. Zu meinem 60. Geburtstag entschied ich mich gegen ein Auto und für einen Rosengarten – so hatte ich die Möglichkeit, jederzeit für meinen Mann da zu sein und fand eine Beschäftigung, nachdem unsere Tochter Dunia den Familienbetrieb übernommen hatte. Mit Hilfe von Freunden und Familie legten wir das Rosarium mit rund 5.000 Rosenstöcken an. Heute zählt der Rosengarten über 7.000 Rosenstöcke und ist gut besucht, sowohl von Haus- als auch externen Gästen. Täglich spazieren bis zu 300 Gäste entlang der liebevoll gestalteten Pfade, betrachten die über 250 verschiedenen Rosenarten und der eine oder andere nimmt sich zur Erinnerung ein Glas mit selbstgemachter Rosenmarmelade aus dem „Ladele“ mit.
2011 wurde im Rosarium eine Rose auf den Namen „Dolomiti“ getauft. Welche Geschichte steckt dahinter, und was bedeutet diese für Sie persönlich?
Die Idee dazu kam wiederum von der Firma Kordes. Nach jahrelanger Zusammenarbeit machten sie diesen Vorschlag und schickten uns Bilder von fünf verschiedenen Rosen von
denen wir uns für eine entschieden und sie auf den Namen „Dolomiti“ tauften. Die Wahl fiel auf die einfachste Rose, die mit ihrer Farbe an die Dolomiten erinnert. Gewidmet haben wir die Rose Simona Senoner, einer jungen Skispringerin aus St. Christina, die im selben Jahr unerwartet mit nur 17 Jahren verstorben war. Rosenpatin war die damalige Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, dessen Vater aus Pufels stammte.
Wie viel Zeit und Leidenschaft investieren Sie in Ihren Rosengarten?
Seit 17 Jahren ist der Rosengarten für mich ein Ort, an dem ich mich beschäftigen und gleichzeitig anderen Menschen Freude schenken kann. Jeden Tag verbringe ich den Großteil meines Vormittages im Garten, um die Pflanzen zu pflegen und die Umgebung in Stand zu halten. Gäste treffen im Rosengarten immer wieder auf gemütliche Ecken mit Sitzbänken zum Verweilen und um die herrliche Aussicht zu genießen. Früh morgens sammle ich gerne Rosenblätter, um sie später zu schmackhafter Rosenmarmelade zu verarbeiten. Meine Arbeit ist im Garten und für den Garten. Für mich fühlt sich die Arbeit im Garten wie Urlaub an. Falls nötig, helfe ich meiner Familie im Betrieb aus.
Wie wählen Sie die über 250 Rosensorten aus?
Da wir uns hier in Pufels in einer relativ hohen Lage befinden, suche ich starke Rosen aus, die den Witterungen und Jahreszeiten bei uns standhalten. Zur Winterzeit packe ich nur die Kletterrosen teilweise ein, alle anderen bleiben unbedeckt. Auch gespritzt werden die Rosen nicht. Besonders gut eignen sich ADR-Rosen aus Norddeutschland, eine robuste Rosenart. Das Wissen über die Pflanzen habe ich mir über die Jahre selbst angeeignet, indem ich viel gelesen und ausprobiert habe. Ich glaube in jeder Frau schlummert ein grüner Daumen.
Haben Sie eine Lieblingsrose?
Nein, ich habe keine Lieblingsrose. Jede Rose ist einzigartig und wertvoll – jede auf ihre eigene Art und Weise.
Welchen Rat haben Sie für Gastwirtinnen, die in Rente gehen oder bereits sind?
Legt Euch ein kleines „Gartele“ an, als Ablenkung vom Berufsleben in den Ruhestand. Der Garten ist der letzte Luxus unserer Tage. Denn er erfordert das, was in unserer Gesellschaft am kostbarsten ist: Zeit, Zuwendung und Raum.